Igelhege | Naturschutz |
Keine Sorge, hier werden keine Igel programmiert oder automatisiert, sondern
es geht um unsere Hilfe für kranke oder sehr junge Igel zur Herbstzeit und während des Winters.
Igel sind geschützte Wildtiere, da ihr Bestand gefährdet ist. Die Tiere dürfen nach
dem deutschen Naturschutzgesetz nicht belästigt, verletzt oder getötet werden.
Sie dürfen auch nicht eingefangen und gehalten werden, es sei denn, dass ein Igel Hilfe braucht.
Es ist Ende November und die kleine Igelin ist mit einem Gewicht von derzeitig 340 Gramm
noch ein Baby bzw. ein Kleinkind. Ich habe das kleine Tier mit einem Gewicht von 175 Gramm Ende September in
Pflege genommen. Der Igel muss nun ohne Winterschlaf durchwintert werden, da er draußen nicht überleben
würde. Igel begeben sich unterhalb einer Temperatur von ca. 8 Grad C in den Winterschlaf. Sie suchen sich dazu einen
trockenen, geschützten Unterschlupf. Für eine Überwinterung im Freien muss ein Igel wenigstens
500 Gramm wiegen, da er während der nahrungsarmen Periode etwa
ein Drittel seiner Körpermasse zum Überleben verbraucht.
Besuch beim Tierarzt
In der "Wildnis" leben Igel mit einer ganzen Reihe von Parasiten.
Zu den sichtbaren Tierchen gehören Flöhe und Zecken. Flöhe sind unangenehm, Zecken sind für uns
Menschen sogar gefährlich. Sie können Hirnhautentzündung (Meningitis) auslösen.
Man sollte einen Igel also unmittelbar zu Beginn einer Hege zu einem Tierarzt bringen.
Ich habe das Kind zwischenzeitlich zwei Mal dem Tierarzt vorgeführt. Er hat den Igel entfloht und ihm
Injektionen gegen innere Parasiten gegeben. Das Tier hat nun keine Zecken mehr und man braucht daher keine
Übertragung von o. g. Parasiten zu fürchten. Ein großer Teil der Tierärzte widmet sich den Igeln,
ohne dass man dafür bezahlen muß. Sie verstehen ihre Arbeit als aktiven Beitrag zum Naturschutz.
Verhalten
Igel sind eigenwillige Einzelgänger. Sie haben sich zwar als Kulturfolger dem Menschen nahe angeschlossen.
Ein Igel ist dennoch ein Wildtier, d. h. er ist nicht ohne weiteres zähmbar oder wie ein Meerschweinchen
domestizierbar. Es ist auch günstiger für ihn, wenn er während der Zeit der Hege nicht allzu
zutraulich wird. Denn nach seiner Auswilderung Ende April, Anfang Mai wird er möglicherweise auf Menschen
treffen, die nicht so wohlwollend und liebevoll mit ihm umgehen wie wir es tun. Daher ist es besser für die Tiere,
wenn ihre angeborenen Reflexe greifen - z. B. sich einigeln.
Igel sind nachtaktiv und schlafen bzw. dösen während des Tages in einem versteckten
Unterschlupf. Während der Igel schläft, braucht er keine absolut ruhige Umgebung. Menschliche Stimmen
und tägliche leise Umgebungsgeräusche stören ihn nicht.
Nähert man sich einem Igel, so formt er sich oft zu einem stacheligen Ei. Er gibt seinem Unmut dadurch Ausdruck,
indem er leise knatternd atmet und auch gelegentlich heftig faucht. Er beißt nur in seltenen Fällen, z. B.
wenn man ihm Zecken aus seiner mit Fell bedeckten, empfindlichen Bauchseite zieht, wenn man ihm also weh tut.
Igel sind keine Nagetiere, sie knabbern also keine Gegenstände an wie es z. B.
Kaninchen, Mäuse und Hamster tun. Daher kann man einen Igel in einem großen
Pappkarton oder in einem Gehege aus Holz halten. Igel können hingegen
der allgemeinen Ansicht klettern. Dafür fallen sie jedoch nicht sicher
auf ihre Füße. Man muß also Vorkehrungen treffen, um Kletterunfälle zu vermeiden.
Ernährung
Igel sind Allesfresser, sie ernähren sich vorwiegend von Insekten und Weichtieren, aber auch von Blindschleichen
und kleineren Säugetieren. Im Herbst fressen sie auch Fallobst, d. h. alle möglichen
(heimischen) Sorten von überreifen Früchten.
Das Grundfutter während der Hege besteht aus einer Art "Müsli" z. B. von
der Firma CLAUS. Es enthält nahezu alle Zutaten für die Vollernährung von ausgewachsenen
und jungen Igeln. Ich ergänze Babys Grundfutter gelegentlich mit einem gestrichenen Teelöffel lebender
Mehlwürmer. Allgemein kann man das Futter durch Katzenfutter ergänzen.
"Mein" Igel liebt in Stücke geschnittene (über)reife Banane.
Zu Trinken bekommt ein Igel nur Wasser. Geben Sie ihm niemals Milch!
Futtermenge:
Igel neigen nicht dazu, sich zu überfressen, d. h. man kann ihnen große
Futtermengen hinstellen; sie nehmen sich davon nur soviel wie sie brauchen. Wenn die Tiere jedoch wenig Auslauf
haben, fressen sie - wie der Mensch - aus langer Weile zuviel. Man sollte also auf die Futtermenge achten.
"Mein" Igel bekommt pro Tag abends ein halbes Schälchen voll Futter.
Tierhaltung / Gehege
Ein Igel benötigt während einer Überwinterung ohne Winterschlaf eigentlich
mindestens 2 m2 Auslauffläche. Diese Fläche konnte ich ihm anfangs
noch nicht bieten. Er mußte sich zunächst mit einem großen Karton begnügen.
Der Boden dieses "Geheges" hat eine Einlage aus Pappe, die man mit einer Folie bespannt, um die Lebensdauer
des Kartonbodens zu erhöhen. Man legt den Boden mit ca. 3 Lagen Zeitungspapier aus und bedeckt ihn
anschließend mit wenig Holzraspeln. Ein Igel braucht einen Ort, um sich zurückzuziehen. Als Refugium
dient ein Holzhäuschen mit einem Eingangsloch von ca. 10 x 10 cm. Man stopft es locker mit etwas
Zeitungspapier voll.
Inzwischen ist "mein" Igel umgezogen. Ich habe ein zerlegbares Gehege aus Holz gebaut mit einer Grundfläche
von 1 m2. Seine Seitenwände sind 50 cm hoch. Mit einem Volumen von immerhin
einem halben m3 passt das Gehege durch jede Tür hindurch, wenn es bewegt werden muss.
Im demontierten Zustand benötigen die 6 Einzelteile sehr wenig Platz. Der Innenraum ist mit einer 0,2 mm
dicken Baufolie ausgekleidet, was die Wartung des Geheges sehr erleichtert. Wer interessiert ist,
dem schicke ich gern den Bauplan.
Die Umgebungstemperatur sollte nicht unter 15 Grad Celsius betragen und es sollte Tageslicht vorhanden
sein, damit das Tier seinen Tag-Nacht-Rhythmus leben kann.
Da die kleine Stachelratte während der Nacht auszubrechen versucht,
ist das Gehege am Morgen oft ziemlich durchwühlt. Ich habe es aufgegeben, Ordnung zu schaffen.
Der Igel fühlt sich unter dem Zeitungspapier wohler als in seinem Häuschen.
Wenn man seine Haufen samt dem umgebenen Streu regelmäßig "entsorgt", beträgt das
Grundwartungsintervall für das Gehege ca. 4 Tage. Man sollte den Igel also ca. alle 4 Tage in einen
genügend hohen (kleineren) Karton umsiedeln, sein Gehege sauber machen, mit Zeitungspapier auslegen,
etwas Holzraspeln einfüllen und die kleine Kratzbürste wieder einsetzen. Wer empfindliche Hände hat,
kann den Igel mit Gartenhandschuhen anfassen.
Igel können schwimmen, sie sind jedoch nicht sehr ausdauernd und begeben sie sich nicht freiwillig ins Wasser.
In unserer Kulturlandschaft sind Gartenteiche mit relativ steilen Uferkanten oft tödliche Fallen für
die Tiere. Während der Zeit einer Hege kann man einen Igel auf derartige unfreiwillige Bäder vorbereiten und
seine Überlebenschancen steigern, indem man ihn gelegentlich (1 Mal pro Woche) schwimmen lässt.
Zudem wirkt der Kontakt mit Wasser der Austrocknung der Haut entgegen. Igel bewegen sich in der Natur im feuchten
Milieu des mit Pflanzen bedeckten Bodens.
Aber bitte - den Igel nicht ins kalte Wasser werfen, um ihn abzuhärten! Gerade junge Igel hatten noch nie Kontakt
mit Wasser. Man geht vielmehr genauso vor wie mit einem Baby oder mit einem Kleinkind:
Man füllt eine Badewanne etwa 10 - 15 cm hoch mit Wasser. Die Wassertemperatur sollte der eines Kinderbades also
etwa 35°C entsprechen. Also setzt man das Tier langsam ein, sodass es Zeit hat, die Situation zu begreifen und seinen
Kopf über Wasser zu halten. Indem man behutsam vorgeht, gerät der Igel nicht in Panik, sondern er beginnt
automatisch mit den Vorder- und Hinterbeinen koordiniert zu paddeln. Wenn Sie den Eindruck haben, dass der Igel in
Panik gerät, so helfen Sie ihm, indem Sie seine Vorderpfoten mit den Fingern unterstützen. Dabei richtet
sich sein Körper auf und seine Hinterbeine bekommen Kontakt mit dem Grund der Badewanne. Im allgemeinen
schwimmt der Igel in der Wanne auf und ab und versucht an den Wänden der Wanne emporzuklettern. Gewähren
Sie ihm gelegentlich eine Pause, indem Sie ihn unterstützen. Das Tier wird nach kurzer Zeit gelassener, seine
Bewegungen ruhiger. Nach spätestens 10 Minuten Schwimmen holt man den Igel schließlich aus dem Wasser
und setzt ihn in ein trockenes Handtuch.
Zurück in die Natur
Der frühest mögliche Zeitpunkt für die Auswilderung eines Igels ist nach den Eisheiligen. Anfang Mai
war es dann also soweit: Wir haben "unseren" Igel in die Natur entlassen. Um dem Tier den Übergang zu
erleichtern, sollte man eine Schale mit Futter und frischem Wasser bereitstellen. In der ersten Zeit kommt ein Igel
nahezu regelmäßig während der Nacht, um zu fressen.
Kontakt
Robert Warnke
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